Ein Besuch im Papiermuseum Fockendorf am 28.04.2015
Ziel unseres heutigen Seminartages im Rahmen unseres Bundesfreiwilligendienstes war die ehemalige Papierfabrik in Fockendorf nördlich der Kreisstadt Altenburg.
Diese ehemalige Papierfabrik beherbergt heute als technisches Denkmal das Heimat- und Papiermuseum Fockendorf. Betreiber dieses Museums ist der Traditionsverein Papierfabrik Fockendorf e.V.
Begrüßt wurden wir vom 1.Vorsitzenden des Vereins Herrn Heinzig. Er erzählte uns von sich, dass er über 40 Jahre in der Papierindustrie und auch hier in Fockendorf tätig war. Heute ist er Ortschronist und betreut und betreibt mit seinen Vereinsmitgliedern das Museum.
Die Vereinsmitglieder haben im Jahre 2002 begonnen das Museum aufzubauen, seit 2004 steht es der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Eine kleine Lektion zur Geschichte der Papierherstellung leitete unsere Führung durch das Museum ein.
In Fockendorf begann die Papierherstellung im Jahre 1692, zunächst als Papiermühle. Später entstand aus dieser Papiermühle die heute noch existierende Papierfabrik.
1861 wurde in Fockendorf die erste Papiermaschine in Betreib genommen. Im Zeitraum bis 1885 folgten drei weitere Papiermaschinen, darunter die damals größte Papiermaschine Europas mit einer Arbeitsbreite von 3m. Auf ihr wurde Zeitungspapier hergestellt. 1917 übernahm der Konzern Waldhof Mannheim schrittweise die Papierfabrik.
1946 wurde die Fabrik total demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion(SU) gebracht. Der Verein hat im Nachhinein Nachforschungen angestellt, wo die Fabrik in der SU aufgebaut worden war, ist aber leider nicht fündig geworden.
1949 ging in Fockendorf wieder eine Papiermaschine in Betrieb. Es war keine neue, sondern eine aus gebrauchten Teilen zusammengesetzte, aber sie funktionierte. Damit wurde vor allem Sackpapier hergestellt, während es zuvor Schreib- und Druckpapier war.
1993 verkaufte die Treuhandverwaltung die Fabrik an die Fa. ÖKOPACK GmbH. Deren Geschäftsidee scheiterte und 1995 folgten die Gesamtvollstreckung und damit auch das endgültige Aus der Fabrik.
Soweit zur Geschichte der Papierfabrik Fockendorf.
Bei dem sich anschließenden Rundgang durch das Museum erfuhren wir noch weitere interessante Fakten zur Papierherstellung:
- 1390 erste Papierherstellung in Nürnberg
- Ursprung der Papierherstellung in China vor ~ 2000 Jahren
- Pergament wird aus Tierhaut hergestellt
- Papyrus ist die Grundlage für die pflanzliche Herstellung von Papier
- 23Miot Papier werden jährlich in Deutschland hergestellt, davon 75% aus Altpapier und 25% aus Holz
- Lumpen als ausschließlicher Rohstoff zur Papierherstellung wurden bis 1854 verwendet
- Heute ist Zellstoff der Grundstoff für die Papierherstellung, die chemische Zersetzung erfolgt durch Kochen mit Natronlauge
Herstellung von handgeschöpftem Papier
Im Museum befindet sich ein Bereich, in dem handgeschöpftes Papier hergestellt werden kann.
Auch wir hatten die Möglichkeit uns darin zu versuchen.
Benötigt werden dazu eine Bütte, zahlreiche Siebe mit und ohne Wasserzeichen, ein Aufschläger zur Aufbereitung der Rohstoffe und ein Laborholländer. Außerdem ein Gautschbock, mehrere Pressen und diverses Zubehör.
Darin versucht haben sich einige von uns und sie waren alle erfolgreich! Unser eingesetztes Wasserzeichen war ein Hase.
Nach diesen“ ungewohnten Anstrengungen“ war Mittagspause mit Bratwürsten vom Grillmeister des Hauses angesagt. Nach der Mittagspause besprachen wir die nächsten Seminartage und dann ging es an die Papierherstellung in der Minipapierfabrik.
Einmal im Monat durch den Verein oder bei Führungen wird diese Versuchspapiermaschine betrieben. Sie stammt aus der ehemaligen Ingenieurschule in Altenburg und diente dort den Studenten zur Durchführung diverser Versuche.
Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, mit welch einfachen Mitteln hier Papier, auch mit Wasserzeichen, hergestellt wird. Das Ergebnis unserer Papierherstellung war eine große Rolle Packpapier, welches nun noch auf Wunsch an den Rändern beschnitten und gebleicht werden könnte.
Zur Abrundung unseres Besuchs im Museum konnten wir noch einen Blick in das Heimatmuseum werfen, zu dessen Entstehung Herr Heinzig als Ortschronist auch einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.
Inzwischen hatte der Regen nachgelassen und wir haben uns auch noch die Außenanlagen, das Kleinwasserkraftwerk des Museums, angesehen.
Das Wasserwerk liegt am Pleißemühlgraben von Fockendorf. Dieser Mühlgraben wurde ursprünglich für die Fockendorfer Getreidemühle angelegt. Im Jahre 2007 wurde mit Fördermitteln und Spenden eine neue Wasserkraftanlage an der Stelle installiert, wo bereits seit etwa 1692 eine Wasserkraftanlage bestanden hat.
Mit der Besichtigung der Außenanlagen endete unser Besuch in der Papierfabrik Fockendorf und damit ein weiterer interessanter Seminartag im Rahmen unseres Bundesfreiwilligendienstes.
Marion Trambowsky
Datum: 2015-05-09