Kulturhistorische und naturkundliche Wanderung durch die Stadt Borna
Unser heutiger Seminartag im Rahmen unseres Bundesfreiwilligendienstes bei der Ökologischen Station Borna-Birkenhain am 28.10.2015 hatte zum Ziel, die Stadt Borna kulturhistorisch und naturkundlich zu erwandern.
Begleitet wurden wir zu unserer aller Freude von Heino Streller, freiberuflicher Umweltpädagoge, Wanderer und Pilger und von Christiane Franke von der Öko-Station.
Begonnen haben wir unseren Seminartag mit einer kleinen Einstimmung in der Öko-Station zur Geschichte der Stadt. Auf dem heutigen Stadtgebiet gab es zuerst zwei Siedlungen, Altstadt und Wenigborn. 1251 wurde Borna erstmals urkundlich als Stadt erwähnt. Da durch den Ort wichtige Heeres- und Salzstraßen führten, erlitt die Stadt schwere Zerstörungen während der Kriege des Mittelalters und brannte fünfmal nieder. Ein Zeugnis aus dem 12.Jahrhundert ist die Kunigundenkirche. Sie zählt zu den am besten erhaltenen romanischen Backsteinbauten des 12. Jahrhunderts in Mitteldeutschland.
Im 14.Jahrhundert wurde das Rathaus, die Stadtkirche St. Marien und die Stadtmauer mit ihren vier Toren errichtet. Wirtschaftlich dominierte in Borna immer die Landwirtschaft, besonders der Anbau von Zwiebeln, worauf der Spitzname „Zwiebel-Borne“ zurückzuführen ist.
Nach diesem theoretischen Einstieg fuhren wir ganz praktisch auf vier Rädern nach Borna, stellten diese auf einem Parkplatz ab und wanderten dann auf Schusters Rappen weiter. Die Marienkirche im ältesten Teil der Stadt war unser Ziel, welche sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Emmauskirche befindet.
Unser erster Besuch galt der Emmauskirche aus dem ehemaligen Ort Heuersdorf. Heuersdorf wurde bis 2010 durch den Tagebau Vereinigtes Schleenhain devastiert. Die Bewohner mussten den Ort verlassen. Auch ihr Slogan „Solange im Dorf noch eine Henne gackert, wird Heuersdorf nicht weggebaggert“ konnte ihnen nicht mehr helfen. Das romanische Gotteshaus aus dem 13. Jahrhundert wurde jedoch gerettet und auf 160 Rädern eines Speziallasters von Heuersdorf nach Borna umgesetzt. Jetzt kann das Kirchlein wieder zu Gottesdiensten genutzt werden und ein Ort der Begegnung für ehemalige Heuersdorfer sein.
Die Stadtkirche St. Marien auf dem Martin-Luther-Platz hat ihren Ursprung in der 1.Hälfte des 13.Jahrhunderts. 1411 begann der Umbau zur gotischen Hallenkirche. 1555 wurde der Turm um 2 Etagen erhöht. Besonders beeindruckend für uns alle war der Marienaltar von Hans Witten, ein Hauptwerk der spätgotischen Bildschnitzerkunst in Mitteldeutschland, sowie die Orgel des Bornaer Orgelbauers Urban Kreutzbach.
Herr Streller hatte als Highlight für uns den Schlüssel zum Turm besorgt und wir stiegen die 36 Meter hinauf auf den Turm. Zuvor hatte er uns noch glaubhaft versichert, dass der Turm trotz seiner Schieflage standsicher ist. Wir sahen uns dazu das Modell an wie der Turm in den Jahren 2007-2008 gesichert worden war. Mögliche Ursache für die Schieflage sei wohl die veränderte Grundwasserhaltung des seit dem 19.Jahrhundert betriebenen Kohlebergbaus, begünstigt dadurch dass Borna sich auf einem quellreichen Grund („born“) befindet.
Auf unserem Weg nach oben bestaunten wir die Kirchglocken und mussten uns beeilen, damit wir vor dem Mittagsgeläut aus ihrer akustischen Reichweite heraus kamen. Ganz oben auf dem Turm angekommen besuchten wir die Türmerwohnung und staunten nicht schlecht als uns Herr Streller erzählte, dass die Türmerfamilie hier mit sechs Kindern gelebt haben soll. Wo mögen die Kinder wohl gespielt haben und wer hat den Müll nach unten gebracht …? Da das Wetter uns hold gesonnen war, wurde unsere Mühe des Aufstiegs mit einer wunderbaren Aussicht über ganz Borna belohnt.
Man glaubt es kaum, aber irgendwie schwankte der Boden dort oben in luftiger Höhe unter unseren Füßen und wir strebten mehr oder weniger schnell wieder den Gang nach unten an.
Unten angekommen war es schon Mittagszeit geworden und dazu besuchten wir den Kirchenladen Cafe „Offenkundig“ der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Borna in der Roßmarktschen Straße. Bei Kaffee, Tee oder heißer Schokolade, einer kräftigen Kartoffelsuppe und angenehmen Gesprächen kamen wir zu neuen Kräften und beschlossen danach die Wanderung durch Borna noch etwas auszudehnen. Unser Weg führte uns vorbei an der Postsäule am Dinterplatz zum Reichstor, welches als einziges von den ursprünglich 4 Stadttoren Bornas erhalten blieb. Über den Königsplatz gelangten wir zur Kunigundenkirche inmitten des alten Bornaer Friedhofes. Eine wunderbare romanische Pfeilerbasilika, um 1170 aus Backsteinen erbaut. Leider für uns nicht zugängig, da sie umfangreiche Sanierungsmaßnahmen genießt und somit nicht zum Untergang verurteilt ist. Natürlich mussten wir noch am Glücksengel vorbei, ein kleines Engelsköpfchen welches man nur erkennt, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird.
Damit ging unsere kulturhistorische und naturkundliche Wanderung durch Borna dem Ende zu. Ein großes und herzliches Dankeschön an unseren Begleiter Herrn Streller und natürlich an die Ökostation Borna für diesen Tag mit neuen interessanten Informationen.
Marion Trambowsky
Datum: 2015-11-09