Pro und Contra Braunkohle im Südraum Leipzig

Pro und Contra Braunkohle im Südraum Leipzig Unser heutiger Seminartag im Rahmen unseres Bundesfreiwilligendienstes bei der Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Borna-Birkenhain e.V.am 04.11.2015 führte uns in den Südraum von Leipzig. Die Besichtigung des Kraftwerkes Lippendorf, die Befahrung der Tagebaue Schleenhain und Peres, ein Blick durch das Naturschaufenster sowie ein Besuch des Tagebaurestloches Großstolpen standen u.a. auf dem Programm.
Wir starteten gemeinsam mit den Teilnehmern des FÖJ am Ökologischen Landwirtschaftsschulheim in Dreiskau-Muckern. Eine kurze Begrüßung durch Herrn Thienemann, uns allen schon bekannt vom Seminartag in der Naturschutzstation Groitzsch, sensibilisierte uns für das Anliegen des heutigen Seminartages. 500 km² Landschaftsfläche sind in den letzten 300 Jahren dem Bergbau zum Opfer gefallen, inclusive Braunkohleabbau, sowie Sand und Kiesgewinnung.
Wir fuhren zunächst mit dem Bus zum Kraftwerk Lippendorf. Dort angekommen begrüßte uns Herr Dornberg, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit des Kraftwerkes, im Informationszentrum. Er gab uns einen Einblick in die Geschichte und die technischen Daten des Kraftwerkes, auch um den sich anschließenden Rundgang besser einordnen zu können.
Das Kraftwerk Lippendorf ist ein mit Braunkohle befeuertes Dampfkraftwerk am Nordwestrand des Ortes Lippendorf der Gemeinde Neukieritzsch im Landkreis Leipzig. Es liegt etwa 15 km südlich der Stadt Leipzig, welche über eine Fernwärmeleitung mit einer Länge von 15 km vom Kraftwerk mit Wärme versorgt wird.
Das Kraftwerk wird z.Zt. noch von der Vattenfall Europe Generation AG betrieben, welche jedoch die Absicht hat, ihren Anteil daran zu verkaufen. Am 22.Juni 2000 wurde das Kraftwerk, welches ein kompletter Neubau ist, durch den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeweiht. Die Investitionen betrugen ohne Tagebaubetrieb 2,3 Mrd. Euro. Das Kraftwerk besteht aus 2 Blöcken mit je 933,6 MW Bruttoleistung. Die beiden Kessel mit je 2420t/h Dampfleistung stellten zu ihrer Inbetriebnahme die modernste Großfeuerungstechnik für Braunkohle der Welt dar. Der Dampf jedes dieser Kessel treibt je einen Turbosatz, eine ABB-Turbinen-Generatoreinheit mit 1167 MVA , an. Das Kraftwerk verfügte bei Inbetriebsetzungszeitpunkt über die größten und effektivsten braunkohlebefeuerten Kraftwerksblöcke und die leistungsstärksten Einwellenturbinen mit einem Wirkungsgrad von 42,55 %.
Durch die moderne Feuerungstechnik sowie umfangreiche Luftreinigungs- und Filteranlagen werden alle gesetzlichen Bestimmungen zur Luftreinhaltung erfüllt. Da die zum Einsatz kommende Braunkohle einen hohen Schwefelgehalt aufweist, hat die Rauchgasentschwefelung eine große Bedeutung. Realisiert wird diese durch ein Nasswaschverfahren, welches als Endprodukt Gips liefert. Mit diesem werden in einer benachbarten Gipsfabrik Gipskartonplatten und durch eine weitere Firma zahntechnischer Gips hergestellt.
Ausgestattet mit diesen technischen Vorkenntnissen sowie Mikrofonanlage und Schutzhelm starteten wir unseren Rundgang durch das Kraftwerk. Besonders beeindruckend dabei waren für uns und vielleicht auch besonders für mich der Generator, dessen Arbeit von gewaltigen Vibrationen begleitet ist, die den ganzen Körper erfassen, der “Trockensauna“ mit 45° Wärme, an der es kein anderes Vorbeikommen gab, als durchzugehen und den Kühltürmen mit den natürlichen Algenvernichtern, den Graskarpfen. Als Belohnung für unsere körperlichen Mühen (die Lifte waren kaputt!) bekamen wir in 115 Metern Höhe einen wunderbaren Ausblick über die Leipziger Tieflandsbucht und bei noch besserem Wetter sogar bis zum Fichtelberg (wir konnten ihn leider nicht sehen). Wir waren dabei auf gleicher Höhe mit den Kühltürmen angekommen! Nun mussten wir wieder nach unten und man glaubt es nicht, wir fanden dazu auch einen gangbaren Lift.
Auf unserem Weg zur Kantine, wo ein leckeres Mittagessen auf uns wartete, kamen wir noch an der Klärschlammverbrennungsanlage vorbei und Herr Dornberg erzählte uns, dass hier jährlich ca. 320.000 Tonnen Klärschlamm mitverbrannt und durch die Filteranlagen des Kraftwerkes weitestgehend unschädlich gemacht werden. Das Resümee dieses Rundganges durch das Kraftwerk war einstimmig: ein mächtiger Gigant mit hochinteressanten technischen Parametern!
Es warteten aber noch weitere interessante Dinge auf uns. Denn woher bekam dieser Gigant seine Rohstoffe? Da war zunächst der Besuch der MIBRAG. Dort wurden wir schon von Herrn Jost erwartet. Wir stiegen in einen Luxus-LKW um und fuhren in den Tagebau Schleenhain hinein bis zum Aussichtspunkt des Tagebaus. Umfangreiche Schautafeln, welche uns Herr Jost noch näher erläuterte, informieren hier interessierte Besucher über modernen Bergbau und nachhaltige Rekultivierung. Unser nächstes Ziel war das Abbaufeld Peres, welches ebenfalls zum Vereinigten Tagebau Schleenhain gehört und das dortige Naturschaufenster, welches die MIBRAG mit ungeahnten Aus- und Einblicken geöffnet hat. 100 Vogel, sieben Amphibien und zwei Reptilienarten fühlen sich im Tagebau heimisch und ziehen ungeachtet der Geräusche der Produktionsabläufe, z.B. des nahen Kohlemisch- und Stapelplatzes, ihren Nachwuchs auf. Weitere 60 Vogelarten nutzen den Ort alljährlich für eine Rast auf ihrer Durchreise. Mit diesem guten Gefühl, dass Braunkohlenbergbau heute immer auch mit dem Rekultivieren und Wiedernutzbarmachen der beanspruchten Flächen einhergeht, beendeten wir unseren Besuch bei der MIBRAG. Und Leipzig wäre nicht zum Neuseenland geworden, hätte es nicht den Braunkohlebergbau gegeben…….
Ein großes Dankeschön an die Naturschutzstation Borna-Birkenhain und an unsere Begleiter und Betreuer für diesen interessanten Seminartag!

Marion Trambowsky

Datum: 2015-11-11


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